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Die Bewertung des Jagdverhaltens des Kelb tal-Fenek beim CoursingVORBEMERKUNG:
Bei Beurteilung des Jagdverhaltens des Kelb tal-Fenek sollte man sich
vergegenwärtigen, dass beim Coursing ein Aspekt der Arbeit der Rasse
getestet wird, der bei der Jagd in ihrem Ursprungsland Malta nicht die
Hauptrolle spielt – die Hetzjagd auf Sicht. Der
Kelb tal-Fenek wird auf den Maltesischen Inseln zum Aufstöbern und
Anzeigen von Kaninchen in extrem schwierigem Terrain eingesetzt. Die
Mehrzahl der Jagden findet bei Nacht statt. Geruchssinn, Gehör und die
Lernfähigkeit des Hundes spielen bei seiner Arbeit die herausragende
Rolle. Eine
komplette Hetzjagd (Aufstöbern, Verfolgung auf Sicht, Kill) stellt eher
die Ausnahme als die Regel dar. Häufiger sind die folgenden Abläufe:
Aufgrund
der Komplexität seiner jagdlichen Aufgaben ist der Kelb tal-Fenek sehr
lernfähig. Er muss in der Lage sein, sich auf das Gelände und auf das
Verhalten seiner Beute einzustellen. Er muss u.a. lernen:
Dem
jagdlichen Einsatz geht in Malta immer eine längere Trainingsphase des
Junghundes unter Anleitung erfahrener Hunde voraus. Häufig bei der Jagd
werden aufeinander eingespielte Paare aus einer Hündin und einem Rüden
eingesetzt, seltener größere Gruppen von Hunden. Auf
dem Coursinggelände äußert sich die Lernfähigkeit des Kelb tal-Fenek
darin, dass der Hund sehr schnell die Zusammenhänge zwischen bestimmten
Geländemerkmalen und dem Ablauf des Coursings erkennt und sein
Jagdverhalten darauf einstellt. Diese Lernfähigkeit sollte nicht als
mangelnder Jagdeifer oder Bequemlichkeit fehlinterpretiert werden, denn
sie stellt einen der wenigen Aspekte aus den vielfältigen jagdlichen
Verhaltensweisen und Fähigkeiten der Rasse dar, der sich beim Coursing
wirklich beurteilen lässt. Im Folgenden werden die fünf Bewertungskriterien der gängigen Coursingsysteme (Windhund-Sportordnung des DWZRV, FCI, ASFA) im Hinblick auf die jagdlichen Verhaltensweisen des Kelb tal-Fenek kommentiert. JAGDLUST
Verhalten
am Start:
Der
Hund reagiert extrem enthusiastisch bei der Sicht auf Wild. Die Jagdlust
im Wortsinne kann also bereits beurteilt werden, wenn die Hunde zum Start
geführt werden und ein entsprechend ungeduldiges Verhalten an den Tag
legen. Jagdtrieb,
Verfolgungsdruck:
Erfahrene
Rassevertreter verfolgen das Lockmittel nur selten spurtreu. Dies kommt höchstens
bei sehr jungen, unerfahrenen Hunden vor. Der stetige Druck auf das
Lockmitteln äußert sich daher zumeist darin, dass die Hunde versuchen,
sich in eine optimale Fangposition zu bringen, um der Beute bereits während
des Laufes den Weg abzuschneiden. Dies gilt insbesondere dann, wenn
deutlich erkennbare Geländebegrenzungen eine bestimmte Richtungsänderung
des Lockmittels für die Hunde vorhersehbar machen. Der Hund lernt
schnell, dass er – anders als bei einer Jagd auf lebendes Wild – den
Weg des Lockmittels nicht beeinflussen kann, sondern dass dieser unabhängig
von seinem eigenen Verhalten agiert, sich dabei aber immer innerhalb des
abmarkierten Coursingfeldes bewegt. Laufstil,
Verhalten an Hindernissen:
Der Hund läuft frei und enthusiastisch (jedoch niemals tief und gestreckt
wie ein Greyhound oder Whippet), wobei sich der Jagdeifer durch ein
typisches Jagdgebell (maltes. „Kurriera“) äußern kann. Sein Laufstil
drückt immer Aufmerksamkeit und Bereitschaft zu plötzlicher Richtungsänderung
aus. Hindernisse
werden ohne Zögern genommen, wenn ihre Überquerung im Rahmen einer
taktisch sinnvollen Laufstrecke notwendig ist. Wenn
die Geländebeschaffenheit, Begrenzungen des Coursinggeländes oder das
Verhalten des Mitläufers dazu führen, dass ein Hindernis ausgelassen
wird, darf dies nicht als mangelnde Jagdlust oder fehlender Mut
interpretiert werden. Verhalten
bei Sichtverlust:
Bei Sichtverlust auf das Lockmittel ist eine
intensive Suche zu erwarten, die sich im kreisförmigem Absuchen des Geländes
oder auch im Versuch, einen besseren Überblick über das Gelände zu
erlangen zeigen kann. Hierbei kann der Hund durchaus einmal stehen bleiben
oder sich auf die Hinterläufe stellen, um eine optimale Übersicht zu
erhalten. Eine ständige Anspannung und das Spiel der Ohren zeigen
hierbei, dass der Hund die Jagd nicht aufgegeben hat. Fangversuche
im Gelände:
Bei
sich bietender Gelegenheit ist immer ein Fangversuch zu erwarten. Aufgrund
der Kleinräumigkeit des Jagdterrains in seinem Ursprungsland gehört der
Kelb tal-Fenek nicht zu den Rassen, die versuchen, ihre Beute zu ermüden. Verhalten
beim Fang:
Der Hund fängt seine Beute direkt, wobei er beim Verlangsamen des
Lockmittels leicht seitenversetzt neben der Beute läuft und sie mit
gesenktem Kopf mit dem Fang aufzunehmen versucht. Nach dem Abstoppen
versucht er, das Lockmittel sowohl mit dem Fang als auch mit den Pfoten
festzuhalten. Die Rasse zählt zu den Paar-
oder Rudeljägern, zeigt aber beim Fang der Beute kein ausgeprägtes
Rangordnungsverhalten. In der Regel stürzen sich beide Hunde auf das
Lockmittel. Das Verteidigen der Beute kann vorkommen. INTELLIGENZ
Interpretation des Geländes: Die Fähigkeit zum „Lesen“ des Geländes stellt ein
herausragendes Merkmal des Jagdverhaltens der Rasse dar. Die Lernfähigkeit
des Hundes äußert sich beim Coursing u.a. darin, dass er sehr schnell
die Zusammenhänge zwischen bestimmten, wiederkehrenden Merkmalen eines
Coursinggeländes und dem Parcoursverlauf erkennt. Er lernt schnell, dass
das Lockmittel niemals Zäune, Flatterbänder, Hecken, Buschwerk, Waldränder,
Reihen parkender Autos oder Zuschauer passiert und immer im abgegrenzten
Gelände bleibt. Die Aufmerksamkeit erfahrener Hunde kann also zeitweilig
auf die Erfassung solcher Geländemerkmale gerichtet sein. Ist es für den
Hund offensichtlich, dass das Lockmittels seine Laufrichtung ändern wird
(etwa weil es in Richtung eines Zaunes gezogen wird) dann wird ein
erfahrener Coursingläufer nach Möglichkeiten suchen, weiträumig abzukürzen
und dem Lockmittel den Weg abzuschneiden. Durch sein feines Gehör ist der
Hund auch in der Lage, das Geräusch der Schnur im Gelände zu orten. Wenn
er einmal gelernt hat, dass dieses Geräusch mit dem Verlauf des Parcours
in Zusammenhang steht, wird er auch dies in seine Versuche einbeziehen,
dem Lockmittel den Weg abzuschneiden. Wenn dadurch der Blick zeitweilig
nicht auf den Hasen gerichtet ist, dann sollte dies nicht als mangelnde
Aufmerksamkeit bestraft werden, da es ein Zeichen dafür ist, dass der
Hund gelernt hat, das Verhalten seiner Beute vorauszusehen. Ein Hund, der
solche geländebedingten Chancen nicht nutzt und nur stetig dem Hasen
folgt, ist schwächer zu bewerten als ein Hund, der sich durch stetige
Interpretation des Geländes eine optimale Fangposition zu verschaffen
versucht. Jagdintelligenz:
Bei
einer echten Jagd würde der Hund versuchen, die Flucht eines Kaninchens
in raues, unübersichtliches Gelände (z.B. Buschwerk) zu unterbinden. Als
Coursinghund lernt er jedoch sehr schnell, dass bestimmte Bodenformen
(hohes Gras, Röhricht, Sturzacker) die Begrenzung eines Coursingfeldes
darstellen und dass das Lockmittel vorher seine Richtung wechselt. Daher
ist hier eher ein Abdecken zur entgegengesetzten Seite zu erwarten, da der
Hund weiß, dass das Lockmittel früher oder später in seine Richtung
gezogen werden muss. Rassetypische
Zusammenarbeit:
Der Hund jagt für den eigenen Erfolgt, berücksichtigt aber das Verhalten
seines Mitläufers und entwickelt daraus die für den eigenen Jagderfolg
optimale Position. Ein erfahrener Hund wird immer versuchen, auf möglichst
kurzem und effektivem Weg an seine Beute zu kommen. Wenn ein schnellerer
und weniger taktisch agierender Mitläufer die spurtreue Verfolgung des
Lockmittels übernimmt oder wenn die Geländebegrenzung bestimmte
Laufrichtung des Hasen vorhersehbar macht, dann wird er (ggf. weiträumig)
abkürzen. Der erfolgreiche Versuch, auf möglichst einfachem Wege ans
Ziel zu kommen, ist ein Zeichen der Lernfähigkeit des Hundes und darf
nicht als Bequemlichkeit fehlinterpretiert werden. GESCHICKLICHKEIT
Wendigkeit:
Die Rasse jagt in ihrem Herkunftsland in extrem schwierigem Gelände. Sie
besitzt hierdurch die Fähigkeit, unmittelbar und effektiv umzusetzen. Richtungswechsel:
Erfahrene Hunde laufen nicht jede Rolle an. Seine Fähigkeit,
das Gelände zu interpretieren, sich auf das Jagdverhalten ihres Partners
einzustellen und aus den Umgebungsmerkmalen den Parcoursverlauf
vorauszusehen, kann dazu führen, dass der Hund in größerem Rahmen
agiert und einzelne Richtungswechsel des Hasen nicht mitvollzieht. KONDITION
Die
Rasse besitzt die Fähigkeit, in ihrem Ursprungsland über mehrere Stunden
hinweg kontinuierlich und intensiv zu arbeiten. Die Anforderungen eines
Coursingparcours stellen daher keine außergewöhnliche Belastung für den
Hund dar. Es ist zu erwarten, dass er im letzten Teil des Parcours die
gleichen koordinativen Fähigkeiten (Geschicklichkeit, Wendigkeit,
Beschleunigung usw.) wie am Beginn zeigt. SCHNELLIGKEIT
Bedingt durch
den schwierigen Untergrund in seinem Herkunftsland hat bei dieser Rasse
nicht automatisch der schnellste, sondern oft der wendigste, aufmerksamste
und lernfähigste Hund einen Vorteil. Der Hund läuft niemals tief und
gestreckt wie ein Greyhound oder Whippet. Im Sinne einer Erhaltung seiner
rassetypischen Jagdeigenschaften sollte bei der Coursingbewertung
unbedingt darauf geachtet werden, das Merkmal „Geschwindigkeit“ nicht
überzubetonen, da ein übermäßig schneller Rassevertreter keine Chance
hätte, eine Jagd unter den Bedingungen des Ursprungslandes unverletzt zu
überstehen. Jan Scotland
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